Praxisbeispiel 1: Mit wenig Technik um die Welt – ein Abend im Shack von Peter, DL2XYZ

Peter, 46 Jahre alt, ist seit über zehn Jahren lizenzierter Funkamateur. Nach einem langen Arbeitstag setzt er sich abends in seinen kleinen Funkraum – seinen „Shack“. Die Ausrüstung ist überschaubar: ein Kurzwellen-Transceiver, ein Laptop, eine selbstgebaute Drahtantenne auf dem Dach.

Heute entscheidet sich Peter für den digitalen Betriebsmodus FT8, eine effiziente Kommunikationsart, die besonders bei schwachen Signalen zuverlässig funktioniert. Über seinen Computer und die kostenlose Software „WSJT-X“ beginnt er, Signale aus aller Welt zu empfangen: aus Japan, Neuseeland, Brasilien – alles in Echtzeit.

Kurze Zeit später klickt er auf ein Rufzeichen aus Kanada. Wenige Sekunden später ist die Verbindung bestätigt: DL2XYZ hat erfolgreich mit VE3ABC in Ontario Kontakt aufgenommen – mit nur 30 Watt Sendeleistung, also weniger als eine herkömmliche Glühbirne.

Am Wochenende wird Peter gemeinsam mit seinem Ortsverband einen Notfunk-Übungstag durchführen. Dabei simulieren sie einen Stromausfall, versorgen ihre Funkstationen mit Notstrom und testen, ob sie auch ohne öffentliche Infrastruktur verlässliche Kommunikation sicherstellen können. Solche Übungen fördern nicht nur die Technikkenntnisse, sondern auch Teamarbeit und Organisation.

Für Peter ist der Amateurfunk mehr als ein Hobby – es ist ein spannendes Feld, das Technik, Gemeinschaft und Weltoffenheit vereint.




Praxisbeispiel 2: Funkverbindung über den Satelliten – Anna, DO1ANA, funkt mit Portugal über den Orbit

Anna ist 22 Jahre alt, Technikstudentin und seit einem Jahr Funkamateurin mit der Einsteigerklasse E. Besonders fasziniert sie der Amateurfunk über Satellit – denn hier trifft klassische Funktechnik auf Raumfahrt.

An einem klaren Samstagvormittag plant Anna einen Kontakt über den AMSAT-Satelliten AO-91, der in rund 600 km Höhe die Erde umkreist. Sie hat sich im Vorfeld mit einem Orbit-Tracker über die aktuelle Bahn des Satelliten informiert – dieser wird in etwa 10 Minuten für knapp 8 Minuten über Mitteleuropa hinwegziehen.

Mit einem einfachen Handfunkgerät, einer Richtantenne (Yagi) auf einem Kamerastativ und freier Sicht zum Himmel richtet Anna ihre Antenne manuell aus. Sie hört erste Signale auf der Downlink-Frequenz – der Satellit ist da!

Schnell antwortet sie auf den Anruf eines Funkamateurs aus Portugal: „CQ via AO-91, this is CT1XYZ“. Sie drückt die PTT-Taste und antwortet: „CT1XYZ, this is DO1ANA, portable via AO-91. Good morning!“ Die Verbindung wird bestätigt – die Freude ist groß. Eine erfolgreiche Funkverbindung über rund 1.800 km – durch den Orbit!

Für Anna ist das jedes Mal ein kleines Abenteuer: Planung, Technik, Astronomie und ein bisschen Nervenkitzel – und all das mit tragbarer Ausrüstung vom Balkon aus.

Satellitenfunk im Amateurbereich zeigt, wie viel mit einfachsten Mitteln möglich ist – und wie spannend und praxisnah das Hobby sein kann.




Praxisbeispiel 3: Empfang von Funksignalen aus der Internationalen Raumstation (ISS)

Die Stimme aus dem All – Leon empfängt Bilder von der ISS

Leon ist 17 Jahre alt und Schüler an einem technischen Gymnasium. Durch ein Schulprojekt kam er mit dem Thema Raumfahrt und Funktechnik in Berührung – heute ist er begeisterter SWL (Short Wave Listener) und bald angehender Funkamateur. Besonders fasziniert ihn der Funkverkehr mit der **Internationalen Raumstation ISS**.

Über Onlineforen erfährt Leon, dass an diesem Wochenende ein **SSTV-Event (Slow Scan Television)** von der ISS geplant ist. Dabei senden die Astronauten an Bord spezielle Bilddaten über Funk zur Erde – ein beliebtes Ereignis in der Amateurfunkszene.

Leon bereitet sich vor:

  • Er nutzt ein **ganz normales 2-Meter-Handfunkgerät** mit einer selbstgebauten Antenne.
  • Als Empfangssoftware nutzt er **RX-SSTV** auf seinem Laptop.
  • Die genaue Zeit des Überflugs ermittelt er mit einer Tracking-App.

Kurz vor dem Überflug richtet er seine Antenne Richtung Himmel. Plötzlich hört er auf **145.800 MHz** das typische Geräusch eines SSTV-Signals – es klingt wie ein langsames Fax. Seine Software beginnt, das Audiosignal in ein Bild zu decodieren. Nach etwa einer Minute erscheint auf dem Bildschirm ein **farbiges Bild mit dem Logo der Raumstation und einer Grußbotschaft der Crew**.

Leon ist begeistert: Mit einfachster Technik hat er ein Bild direkt aus dem Orbit empfangen – ohne Internet, ohne Satellitenschüssel. Nur mit Funktechnik, ein wenig Planung und Begeisterung für das Weltall.


Fazit:

Der Empfang von Signalen aus der ISS ist ein besonders eindrucksvolles Erlebnis – vor allem für Jugendliche, Schulprojekte oder Einsteiger im Amateurfunk. Es zeigt, wie greifbar Raumfahrt sein kann.




Praxisbeispiel 4: Einsatz von APRS (Automatic Packet Reporting System) im Amateurfunk

Unterwegs sichtbar – Sabine nutzt APRS bei ihrer Fahrradtour

Sabine, Rufzeichen DO2SAB, ist begeisterte Funkerin und Naturfreundin. Sie liebt es, mit dem Fahrrad längere Touren zu machen – oft auch in abgelegenen Regionen, wo Mobilfunkempfang nicht immer zuverlässig ist. Für Sicherheit und Spaß unterwegs nutzt sie APRS, das Automatic Packet Reporting System.

APRS ermöglicht es, Positionsdaten, kurze Nachrichten und Statusinformationen automatisch per Funk zu übertragen. So können andere Funkamateure (oder Familie und Freunde über das Internet) in Echtzeit verfolgen, wo Sabine sich gerade befindet.

Ihre Ausrüstung:

  • Ein Handfunkgerät mit eingebautem GPS und APRS-Funktion (z. B. Yaesu FT-5D)
  • Eine kleine Mobilantenne am Fahrrad
  • Optional: Smartphone mit APRS.fi-App zur Kartendarstellung

Während ihrer Tour sendet das Gerät in regelmäßigen Abständen ihre aktuelle Position. Die Daten werden über APRS-Gateways ins Internet weitergeleitet und erscheinen automatisch auf Webseiten wie aprs.fi.

Sabines Standort ist so jederzeit abrufbar – für befreundete Funkamateure in der Region, aber auch für ihre Familie zu Hause. Sie kann sogar kurze Textnachrichten an andere APRS-Nutzer senden, wenn kein Handyempfang möglich ist.

Vorteile in der Praxis:

  • Sicherheit: Im Notfall wissen andere, wo sie zuletzt war.
  • Vernetzung: Unterwegs trifft sie manchmal auf andere APRS-Nutzer in der Nähe.
  • Spaßfaktor: Sie kann ihre Route dokumentieren und später analysieren.

APRS zeigt, wie der Amateurfunk praktische Anwendungen für den Alltag bietet – von Live-Tracking über Messaging bis hin zu Notsituationen. Besonders im Outdoor-Bereich, bei Events oder im Notfunk ist es ein starkes Werkzeug.




Beispiel 5: Der Einsatz von SSTV (Slow Scan Television) im Amateurfunk

Bilder über Funk – Tom sendet SSTV von seinem Balkon aus

Tom, DL1TOM, ist leidenschaftlicher Funkamateur und liebt es, die Verbindung von Technik und Kreativität zu erforschen. Eine seiner Lieblingsbetriebsarten ist SSTV (Slow Scan Television) – ein Verfahren, mit dem Standbilder per Funk übertragen werden. Für Tom ist das eine Art „digitaler Fotofunk“.

An einem sonnigen Nachmittag bereitet er eine kleine SSTV-Session von seinem Balkon aus vor.

Seine Ausrüstung:
  • Ein Kurzwellen-Transceiver (z. B. Icom IC-7300)
  • Eine einfache Drahtantenne für 20 Meter Band
  • Ein Laptop mit der Software MMSSTV
  • Ein Interface, das Funkgerät und PC verbindet (z. B. SignaLink USB)

Tom wählt ein selbst gestaltetes Bild mit seinem Rufzeichen und Standort aus. Mit der Software MMSSTV konvertiert er es in ein akustisches SSTV-Signal. Sobald das 20-Meter-Band frei ist, drückt er PTT und beginnt mit der Aussendung.

Das Signal dauert etwa 1 Minute, bis das Bild komplett übertragen ist. Wenige Minuten später empfängt er Bestätigungen per E-Mail und über das SSTV-RX-Netzwerk, z. B. von Stationen in Italien und Polen, die sein Bild erfolgreich empfangen und gespeichert haben.

Am nächsten Tag entdeckt er sein eigenes Bild auf RX-SSTV Gallery – öffentlich empfangene SSTV-Bilder werden dort automatisch hochgeladen.

Warum SSTV so beliebt ist:

  • Kreativ: Du kannst selbst gestaltete Bilder oder Fotos senden.
  • Technisch spannend: Es verbindet Funktechnik, Tonübertragung und Bildverarbeitung.
  • Gemeinschaftlich: Weltweite Empfangsstationen teilen empfangene Bilder online.
  • Einsteigerfreundlich: SSTV funktioniert mit geringer Leistung und einfacher Technik.


Fazit:

SSTV ist eine tolle Möglichkeit, den Amateurfunk sichtbar zu machen – buchstäblich. Besonders bei öffentlichen Aktionen, Schulprojekten oder einfach aus Freude am Experimentieren begeistert es immer wieder Funker und Zuschauer gleichermaßen.




Praxisnahes Beispiel 6: Einsatz eines SDR-Transceivers (Software Defined Radio) im Amateurfunk

Alles im Blick – Martin nutzt SDR für moderne Funktechnik

Martin, DK5AAA, ist erfahrener Funkamateur und technikbegeistert. Besonders fasziniert ihn die neue Welt des Software Defined Radio (SDR) – eine Technologie, bei der der Großteil der Signalverarbeitung nicht mehr in Hardware, sondern per Software erfolgt.

Statt vieler einzelner Geräte nutzt Martin einen kompakten SDR-Transceiver wie den FlexRadio 6400 oder den beliebten IC-705 von Icom mit SDR-Architektur. Gesteuert wird das Ganze direkt am PC oder Tablet – sogar per Fernzugriff über das Internet.

Ein typischer Einsatz: „Band-Scanning und DX-Jagd“
An einem Abend möchte Martin schauen, ob auf Kurzwelle seltene Stationen (DX-Stationen) aktiv sind. Mit seinem SDR-Transceiver öffnet er die SDR-Software auf seinem Bildschirm. Dort sieht er ein Wasserfalldiagramm mit dem gesamten Bandbereich – farbige Linien zeigen, wo gerade Aktivität herrscht.

Er klickt mit der Maus auf ein starkes Signal bei 14.195 MHz – ein Operator aus Neuseeland ruft CQ. Innerhalb von Sekunden ist Martin auf Sendung, stimmt die Frequenz exakt ab und antwortet – die Verbindung gelingt!

Später nutzt Martin den SDR auch für:

  • Digitale Betriebsarten wie FT8, direkt über die Software gesteuert
  • Mitschneiden und Analysieren von Signalen für Trainingszwecke
  • Fernsteuerung seines Shack, wenn er unterwegs ist

Warum SDR im Amateurfunk immer beliebter wird und stetig neue Anwendungen hinzukommen:

  • Flexibilität: Viele Betriebsarten, Bänder und Funktionen in einem Gerät
  • Überblick: Gleichzeitige Darstellung und Analyse ganzer Frequenzbereiche
  • Fernbedienbarkeit: Weltweiter Zugriff auf die eigene Station via Internet
  • Updatefähig: Neue Funktionen durch Software-Updates ohne neue Hardware

SDR macht den Amateurfunk moderner, vielseitiger und oft sogar platzsparender. Besonders für Technikliebhaber, Experimentierer und Digitalbetriebsarten bietet SDR eine ganz neue Funkerfahrung.




Praxisbeispiel 7: Einsatz von GQRX

Der Einsatz von GQRX – einer beliebten, kostenlosen SDR-Software für Linux, macOS und auch Raspberry Pi:


Mit GQRX auf Empfang – Lisa entdeckt die Funkwelt per SDR

Lisa ist 25, studiert Informatik und ist neugierig auf Funktechnik. Noch ohne Amateurfunklizenz beginnt sie als SWL (Short Wave Listener) mit einem günstigen SDR-Stick (z. B. RTL-SDR v3 für unter 40 €) und der kostenlosen Software GQRX auf ihrem Linux-Laptop.

Ihr erstes Setup:

  • RTL-SDR USB-Stick (empfängt ca. 500 kHz bis 1.7 GHz)
  • GQRX SDR-Software (kostenlos unter [gqrx.dk](https://gqrx.dk))
  • Eine einfache Teleskop- oder Drahtantenne
  • Laptop mit Linux (geht auch mit macOS oder auf dem Raspberry Pi)

Lisa installiert GQRX mit wenigen Befehlen und startet die Software. Schon beim ersten Start sieht sie das typische Wasserfalldiagramm: ein visueller Überblick über alle empfangbaren Signale in einem gewählten Frequenzbereich.

Sie beginnt bei FM-Rundfunk (ca. 88–108 MHz) – glasklare Sender werden sichtbar und können per Mausklick empfangen werden. Danach tastet sie sich an Wetterdienste , Amateurfunkbänder , NOAA-Wettersatelliten, Flugfunk (118–136 MHz) und sogar ISM-Geräte im ISM-Frequenzband (433 MHz, 868 MHz) (wie Wetterstationen oder Türsensoren) heran.

Später koppelt sie GQRX mit Audacity , um Signale aufzunehmen und zu analysieren, oder mit multimon-ng , um APRS- und POCSAG-Daten zu dekodieren .

Hinweis: Was GQRX und SDR-Anwendungen ermöglichen:
  • Live-Empfang vieler Frequenzbereiche – ohne Umschalten oder Hardwarewechsel
  • Signalvisualisierung in Echtzeit – auch schwache Signale werden sichtbar
  • Empfang von Sprache, digitalen Daten, Wetterbildern, Flugverkehr u. v. m.
  • Günstiger Einstieg in den Funkempfang – ideal für Lern- und Experimentierzwecke

Fazit:

Mit GQRX und einem SDR-Stick kann Lisa ohne große Investition tief in die Welt des Funks eintauchen. Für sie ist es der perfekte Einstieg, bevor sie ihre Amateurfunklizenz macht – und ein spannender Mix aus Software, Technik und Entdeckung.



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